FIT UND FLOTT und die Angst vor Matthes

Kennst Du das auch?

Es gibt Momente, die mich ein wenig wehmütig in die Zeiten versetzen, als ich selbst noch ein Kind war. Dabei erinnere ich mich unheimlich gerne an Oma und Opa, die seinerzeit noch einen richtigen Tante Emma Laden betrieben.
Auf nicht mehr als vielleicht 25 Quadratmetern versammelte sich alles, was damals zum Leben notwendig war oder auch „angesagt“, wie man es heute formuliert.
Neben den normalen Lebensmitteln, wie Brot (von ImBrahm), Käse, Wurst und Butter gab es heute seltsam und nostalgisch anmutende Sachen, wie zum Beispiel den legendären Rama-Würfel. Ein Pfund Butter zu einem Würfel geformt und umhüllt von Silber- oder Goldpapier.

Was soll ich sagen?

Erinnerst Du Dich noch an „Brisk“ oder an „Fit“ und „Flott“? Das war das Haar-Gel der 50er Jahre. „Farina Gegenüber“ nannte sich ein Duftwässerchen aus Köln. Noch heute frage ich mich, warum das Zeug so hieß: „Farina Gegenüber“ – ich weiß es nicht.
Und Frau von Welt nahm echtes Rosenwasser, was vermutlich neben einem Rosenstrauch geflossen war, denn der Duft war bereits nach etwa 4,5 Sekunden nach dem Auftragen wieder verschwunden.
Das Sauerkraut und der grüne Hering kamen aus dem Fass und die Erbsen, Bohnen und Linsen gab es nur unverpackt oder wie man sagte: „lose“.
Konserven kannte ich eigentlich nur „Fisch in Tomaten“, Ölsardinen oder geräucherter Bückling und eine Kühltheke war seinerzeit Science Fiction.

Du weißt ja:
„Alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.“

Angeschrieben wurde natürlich auch.
Nein, nicht was Du jetzt denkst – keinen Newsletter oder Email!
Die Kunden kauften teilweise auf Kredit und Opa schrieb sich einfach auf, was der ein oder andere schuldig war. Bezahlt wurde – fast immer – wenn die Leute wieder Geld hatten.
Damals kannte man seine Käufer noch alle persönlich – heute undenkbar.
Meine Ferien durfte ich immer bei Opa und Oma verbringen und mein persönlicher Feiertag war immer der Dienstag.
Warum? – Tja, dann kam neue Ware….. und Matthes!
Ich war der glücklichste Mensch der Welt, wenn ich die gerade neu eingetroffene Ware auspacken und verstauen konnte. Das war für mich wie Weihnachten.

Aber ich hatte auch Angst – Angst vor Matthes.

Was soll ich sagen?

Matthes war stadtbekannt. Er sah nicht gerade so aus, wie man sich einen angenehmen Menschen vorstellt und er kam nun weiß Gott nicht so rüber.
Dienstags besuchte er regelmäßig den Laden von Opa und Oma und versaute mir damit meine „Festtage“
Ich höre ihn noch heute mit seiner unverwechselbaren Stimme säuseln:

„Heij niet en Brökkske vör min?“ (Übersetzung: Hasse nich ein Bonbon für mich?)

manchmal fragte er auch:

„Heij niet en Sportbeldje vör min?“ (Übersetzung: Hasse nich ein Sportbildken für mich?)

Ich hätte ihm damals alle Bonbons und alle Sportbilder der Welt gegeben, wenn er nur schnell wieder den Laden verlassen hätte, aber Matthes war geduldig.
Er lutschte die Bonbons, die ihm mein Opa gab, genüsslich eines nach dem anderen auf und ließ mich dabei nie aus den Augen. Ich hasse ihn noch heute dafür. Sch….. Matthes!
Wenn ich heute mit meiner Frau einkaufen gehe, dann freue ich mich immer, wenn wir ein Geschäft finden, wo zumindest noch so ein bisschen Tante Emma Flair vorhanden ist.
Du weißt, was ich meine – die persönliche Ansprache und Behandlung als Stammkunde.
Das halte ich für besonders wichtig beim Einkauf von Fleisch oder Fisch.

Apropos: „Fisch“:

Zwei Angler sitzen am Teich und frönen ihrem Hobby. Nach etwa vier Stunden schlägt der Eine die Beine übereinander. Darauf der Andere.“ Was soll, das! Sind wir hier beim Fischen oder wollen wir Step tanzen?“
Ek säch dann ma schüss, wa. Bess määrge off so.

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FIT UND FLOTT und die Angst vor Matthes