Der Klever Schwan kommt aus Nütterden – Letzter Abschnitt 

Hier der Schluss dieser interessanten Geschichte von Jan de Schwoon…

der klever schwan

Als sie die Renne weiter befuhren bemerkten sie auf der parallel zum Fluss verlaufenden Weg „Kuhstronzeglei“ genannt, einen Reiter. Es war der „Junker Alexander von Donsbrüggen“ der auch auf dem Weg nach Cleve war. „Könnt ihr mir hier in der Gegend eine Herberge empfehlen?“ rief Lohengrin dem Junker zu. Dieser verlangsamte seinen Ritt und rief zurück: „In Arenacum, in et „Gut op gen Poll“ nit wiet wech van hier, dor könt gej äte en schlope. Ek sin eiges op de Wech dor hen. Wenn gej wellt bestell ek wat de Äte en een Kamer vor ow“. „Mache das Junker, wir kommen gleich. Es soll dein schaden nicht sein“ antwortete Ritter Lohengrin erfreut. Leicht erschöpft von der Reise über die Renne, wurden Lohengrin und Jan, dieser hatte wieder die Gestalt eines Menschen angenommen, vom „Provisor“ des Gutes freundlich empfangen. Das Gut wurde von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg als Jagdhaus genutzt deshalb war die geräumige Halle, in der auch die Mahlzeit eingenommen wurde, voll mit Jagdtrophäen geschmückt. „Gujen Dag edler Ritter“ empfing auch der Junker Alexander die beiden Ankömmlinge. „Ek hoop dat alles gut es wat ek för ow bestellt heb Heer““ und zeigte auf eine reich gedeckte Tafel. „Danke Junker, wir sind froh diese Herberge für heute gefunden zu haben. Morgen werden wir auf der Burg in Cleve erwartet, so können wir dort ausgeruht erscheinen. Seid mein Gast, esst und trinkt so viel ihr wollt.“ erwiderte Lohengrin. „Ek ben Junker „Alexander van Donsbrüggen“ Stellte sich der Angesprochene nun vor und verbeugte sich vor dem stattlichen Ritter. „Ok ek benn märgen fruch op de Burg van Kleef ingeloje, min Cosine Elsa van Brabant traut dor ennen Ritter.“ „Welch eine Überraschung, dieser Hochzeiter bin ich“, freute sich Lohengrin „da haben wir den gleichen Weg. Ja, ich erinnere mich, Elsa hat mir schon von dir erzählt, bist du nicht der tapfere Alexander, nach dem in den Niederlanden die „Prinz Alexander Laan“ benannt wurde?“ „ Joo denn sin ek“ stammelte Alexander leicht errötend. Die beiden hatten sich an dem Abend bei einem guten Glas Wein noch viel zu erzählen, wobei sich Jan dezent im Hintergrund hielt.

Am anderen Morgen brachen Lohengrin und Jan, gestärkt durch ein kräftiges Frühstück, auf nach Cleve. Junker Alexander war schon fort, sie hatten sich auf der Clever Burg beim Hochzeitsfest verabredet. Dort auf der Burg herrschte unter dessen ein reges Treiben. Kaiser Heinrich war schon eingetroffen um an den Feierlichkeiten teil zu nehmen. Im Thronsaal des prächtig geschmückten Schlosses hatte Elsa, als die neue Herrin der Burg, die Vasallen ihres verstorbenen Vaters um sich versammelt um sie, so wie es alter Brauch war, den neuen Lehnseid sprechen zu lassen. „Beugt Euer Knie und schwöret mir Vasallentreue, so wie Ihr meinem Vater gedient habt“, gebot Elsa den Erschienenen. Gehorsam knieten die Gefolgsleute vor den Stufen des Herzogsthrones und hoben die Hand zum Schwur: „Heil Herzogin Elsa, der Herrin von Brabant!“ gelobten sie ihrer neuen Herrin. Nur einer, Graf Friedrich von Telramund ein Weggefährte ihres Vaters, trat ihr entgegen; er sprach nicht das Treuegelöbnis, das Elsa als Herzogin rechtmäßig verlangte, und er zeigte sich nicht bereit, ihr zu huldigen. „Ihr seit mir als Ehefrau versprochen somit bin ich der rechtmäßige Erbe eures Vaters und Herr dieses Hauses mit Euch als Weib an meiner Seite “ rief der Graf in die erstaunte Runde. Elsa erbleichte. „Wie könnt Ihr solche anmaßenden Worte sprechen, wie könnt Ihr solche abscheuliche Lüge wagen? Niemals hat mein seliger Vater, der nun in Gottes Frieden ruht, dem Grafen solche Zusage gegeben!“ Antwortete Elsa mit bebender Stimme und mit erhobener Hand schwor sie; „Ich gelobe bei Gott, unserem Kaiser Heinrich und dem Vermächtnis meines verstorbenen Vater, dass ich einem anderen edlen Herrn versprochen bin“. Graf Talramund trat in die Mitte des Saales, wobei er sich anbiedernd in Richtung des Kaisers verbeugte und rief mit spöttischer Stimme in die Runde; „Kaiser Heinrich hat heute den Hochzeitstermin festgelegt, wo ist denn Euer Edelmann, ich sehe hier im Saal keinen der mir ebenbürtig wäre.“ Nun erhob sich der Kaiser von seinem goldenen Thron, der neben dem Herzogthron von Elsa stand und verkündete mit fester Stimme; „Ich glaube meiner ehrenwerten Nichte Elsa und lege hiermit fest; wenn bis zur Mittagszeit ein anderer Edelmann zur Stelle ist wird dieser Elsa von Brabant heute ehelichen, ansonsten heiratet sie als meine folgsame Nichte den Grafen Talramund, diese meine Worte sind unwiderruflich zu befolgen“. Erhobenen Hauptes verließ er den Saal und hinterließ eine überraschte Versammlung. „Wer soll da schon kommen“ spottete der Graf triumphierend und zog sich in seine Gemächer zurück. Elsa sah ihren Pastor Bernadus unter den Anwesenden und bat ihn, mit Ihr in der Schlosskapelle zu beten, dass doch ein Edelmann kommen möge. Eilenden Schrittes suchten sie die Schlosskapelle auf.

Um Punkt zwölf Uhr erklangen die Turmglocken der Burg mit einem festlichen Geläut, die weit in die Niederrheinlande zu hören waren. Die gesamte adelige Gesellschaft hatte sich wieder im großen Festsaal der Burg versammelt und harrten der Dinge die da kommen würden. Elsa saß wieder neben dem Kaiser auf ihrem Thron und nestelte nervös an ihr festliches Gewandt. „Dort, dort“ rief rief ein Knappe aufgeregt und zeigte auf den Fluss unterhalb der Burg. Alle Blicke wandten sich zum Strome hin und siehe da, auf dem „Kermisdahl“ nahte ein Kahn, in dem stand aufrecht ein stolzer Ritter in einer silbern schimmernden Waffenrüstung. Gezogen wurde das ungewöhnliche Gefährt von einem prächtigen weißen Schwan, der mit einer silbernen Kette den Kahn zog. „Hurra, hurra, hurra“ schallte es dem ankommenden Ritter von den versammelten Edelleuten entgegen, als er die Stufen der Burg hinauf ging. Jan, der wieder die Gestalt eines Menschen angenommen hatte, trug die schwere Holztruhe mit dem goldenen Schwan und begleitete nun Lohengrin als Trauzeuge. Oben im Festsaal ging ein Raunen durch die Reihen, als die Beiden dort eintrafen. „Mein Name ist Lohengrin“ Stellte sich der edle Ritter vor nachdem er sich vor Elsa und dem Kaiser hin gekniet hatte. „Ich bitte Euch Kaiser Heinrich um die Hand eurer Nichte Elsa von Brabant“, und Elsa zugewandt, „Weil ich von Eurer liebenswerten Schönheit reden hörte, bin ich hierher geeilt: Erlaubet mir, dass ich um Eure Hand bitte, Herzogin Elsa, dass ich Euch bitte, mit mir in ritterlicher Minne den Ehebund zu schließen.“ Mit hochroten Kopf antwortete Elsa; „Ihr habt mir die Ehre zurück gegeben Ritter Lohengrin, weil ihr heute hier erschienen seid, wenn mein Oheim Kaiser Heinrich es erlaubt, nehmt mich zu eurem Weibe“. Der Kaiser erhob sich von seinem Thron als er Sprach: „So soll es sein Herzog und Herzogin von Cleve, ruft den Pfarrer damit er euch auch Gottes Segen gibt“. Graf Talramund hatte verloren. Nachdem der Kaiser diese Worte gesprochen hatte, verließ der Graf fluchtartig den Saal und ward nie mehr auf der Burg gesehen.

In Anwesenheit von Jan und Junker Alexander als Zeugen, traute Pastor Bernadus aus Donsbrüggen den Ritter Lohengrin und die Herzogin Elsa. Er segnete sie im Namen Gottes als Mann und Frau. „Und nun hier mein Brautgeschenk an die Herzogin und die Burg von Cleve“ rief der Ritter in die neugierig gewordene Hochzeitsrunde. Er öffnete die schwere Truhe und hob den goldenen Schwan empor mit den Worten: „Dieser Goldene Schwan wurde in Nütterden für euch gefertigt, setzt ihn auf den höchsten Turm dieser Burg. Der goldene Schwan soll euch und eure Untertanen alle Zeit beschützen.“ Unter riesigem Jubel der Hochzeitsgesellschaft sprach er weiter; „Diese Burg soll ab heute Schwanenburg heißen und weit über die Grenzen von Cleve Ruhm erlangen. Lasst uns den Tag gebührend feiern“ Es begann ein rauschendes Fest, so wie es die Burg und die Stadt Cleve noch nie gesehen hatte. Bevor sich der Herzog und die Herzogin zu später Stunde in ihre Kemenate zurück zogen, erinnerte Lohengrin seine Frau noch mal eindringlich an das Gelöbnis, an das er durch das Gebot seines Ritterordens gebunden sei. „Niemals darfst du mich nach meiner Herkunft fragen, Elsa“, sagte er mahnend, „niemals“. „Brichst du dieses Gelöbnis, so bin ich dir auf immer verloren!“ So lebten sie einige Jahre glücklich und zufrieden und bekamen zwei Kinder.

Bis eines Tages, als Elsa es vor Neugierde nicht mehr aushielt. „Sind wir es nicht unsern Kindern schuldig, dass sie die Herkunft ihrer Eltern kennen?“ Lohengrin fuhr auf. „Elsa“, rief er beschwörend, „du spielst mit unserm Eheglück! Elsa, halt ein!“ Aber ihr Wort war nicht mehr zurückzuhalten. „Wenn du mich ehrlich liebst, so sage mir, Lohengrin, welcher Herkunft du bist. . .“ Totenbleich blickte er auf die Frau, die er so liebte. „Elsa, nun ist es um unser Eheglück geschehen. Das verhängnisvolle Wort ist gesprochen. Sieh dort hinüber zum Kermisdahl!“ Sie blickte in die Richtung zum Strom, wohin sein ausgestreckter Arm zeigte. Ruhig und gemessen näherte sich von dort der Schwan Jan, den sie kannte mit dem Boot, das ihr einst den Geliebten zugeführt hatte. „Du hast es so gewollt“, sagte Lohengrin mit trauriger Stimme und eilte hinunter zum Fluss. So mysteriös wie er gekommen war, so verschwand der Ritter wieder. Er war für immer für die Herzogin von Cleve und ihre Kinder verloren.