Das sollte man lesen: Hundegeschichten aus Kleve

Beim Einkaufen in Kleve brannten meinem Herzblatt und mir die Füße vom Stadt hoch und runter, weil wir ein paar Mal den City-Train verpasst hatten. Eigentlich wollten wir damit auch mal rumtouren, klappte dann aber nicht wie gewollt.
Also war ein kleines Päuschen angesagt.
Wir holten uns bei Henk Hop eine schöne Portion frisch gebackenen Kibbeling mit Knobisauce und machten es uns bei strahlendem Sonnenschein vor dem Fischgeschäft gemütlich.
Doch was soll ich sagen?
Zunächst ging uns ein Leierkasten-Spieler ziemlich auf den Keks, weil seine Platten oder was immer er für den Betrieb seiner Musik benötigt, entweder einen Sprung hatten oder schräg eingelegt waren. Auf Nachfrage bei Henk meinte der nur: “Seine Frau hat ihn heute zum Spielen nach draußen geschickt!“ Aber dann muss er doch Lieder, die normal mit 45 Umdrehungen laufen, nicht mit 26 drehen!
Bereits das erste Stück Backfisch blieb uns dann vor Schreck im Mund stecken, weil ein kläffender Hund unter unserem Tisch hindurch stöfferte und uns gehörig in Aufregung versetzte.
Dahinter natürlich der Hundebesitzer mit beschwörenden Worten: „Lisa, komm, nun komm doch, brav, brav, Lisa!“
Der Hund hörte gut, jedoch wollte er nicht so wirklich gehorchen und dann kam der Satz, den wir im Grunde viel früher schon erwartet hatten: “ Das macht er sonst nie.“

Sönnen Hond brückt es Üttloop än mott ok ens än Stöck Fess frääte, än niet ömmer dat Gedööns ütt de Böss.

Übersetzung: (Sonnen Hund braucht mal Auslauf und sollte auch ma ein Stück von der Fisch fressen und nicht immer Schappi aus die Dose.)

Nachdem der Mann sein Haustier wieder eingefangen und an die Leine gelegt hatte, konnten wir uns wieder beruhigt unserer Zwischenmahlzeit zuwenden.
Durch diesen Vorfall aufgeschreckt, beobachtete ich allerdings jetzt genauer die Menschen und da vor allen Dingen die, die einen Hund mit sich führten.
Boah, was gibt es da für Rassen, Größen und Unterschiede.
Jetzt bin ich nicht der Kenner, aber konnte doch einige Tiere ihren Rassen zuordnen.
Da gab es Coca-Spanier, Schiwauwaus, Golden Getrieber, Biegel, Berner Diener, Bobteller, Tschau Tschau, Deckel, , Landseer, Neunpfundländer und Pekineser, die aussahen, als wären sie mit ihrer Schnauze drei Mal gegen die Pumpe gelaufen.
Und alle Besitzer hatten so eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihren Lieblingen – sei es im Aussehen, im Gang oder in ihrer Kleidung – die Farbe meine ich, die Farbe.
In irgendeinem James Bond Film erfuhr man ja, dass der Diamant den Hund als besten Freund der Frau abgelöst hat – aber soweit möchte ich nicht gehen, das zu glauben.
Neben dem Pferd ist wohl der Hund das einzige Haustier, das an einer Leine herumgeführt wird.
Stelle Dir mal vor, ein Taucher geht mit seinen drei Fischen unter Wasser spazieren. Geck oder?
Was mir jedoch auffiel bei unseren Stadt-und-Leute-Beobachten-Studien, war interessanterweise die Kleidung der Menschen, und wir versuchten zu erraten, was der- oder diejenige wohl von Beruf sein mögen.
Nun, an einem solchen schönen Sonnentag ist die typische deutsche Touristenkluft des Öfteren zu bestaunen:
Mann, etwa 35 bis 60 Jahre alt, schneeweiße, behaarte dünne Beine in hellbeigen Kaki-Shorts, weiße Socken in dunklen Trekkingsandalen, kariertes Hemd, bei dem der untere Knopf einen weißen Teil des Bauches freigibt, darüber eine beige Outdoor-Weste (wer hat diese Dinger eigentlich erfunden?) und als Krönung eine schicke Baseball-Cap mit dem Werbeaufdruck des örtlichen Malereigeschäftes.
So stellen sich die Menschen im Mittelmeerraum den deutschen Touristen vor und dieser hat nichts Besseres zu tun, als diesem Klischee gerecht zu werden. Boah!
Junge Mädchen flanieren erotisch höchst entzückend in einem viel zu engen T-Shirt mit der Aufschrift: „I Love Balls“ herum, welches immer einen Teil des anerarbeiteten Rettungsringes um die Bauchregion freigibt, damit man das verführerische Kügelchen ihres Bauchnabel-Piercings nicht übersieht. Sobald sie in Ihrer umwerfenden Schönheit vorbeigerollt sind, erspäht man beim unersetzlichen zweiten Blick noch das überaus kunstvolle „Arschgeweih“, das aus dem oberen Rand ihrer entsetzlich hautengen Leggins hervorlugt. Die Füße stecken in High Heels (hochhackige Pumps), bei deren Absätzen man versucht ist, rettend einzugreifen.
Noch schlimmer wird es, wenn sie dann ihren widerspenstigen Hund so hinter sich herzieht, dass das arme Tierchen bereits blau anläuft (glaubt man zumindest zu erkennen) und sie ihn dann mit quiekender Stimme ankreischt:

„Los, komm Purzel oder glaubsse, ich traach dich bis na Hause?“

Stimmt alles nicht? – Tja, gehe mal in Kleve einkaufen und staune. 😉

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