Teilgenommen? Wahrsager und Hellseher – die Klassiker der Klever Kirmes

Denkt man an alte „Originale“ der Klever Kirmes, dann fällt einem auch meistens ein Unikum ein, welches Jahrzehnte auf der Kirmes vertreten war, um den Menschen ihr Schicksal vorherzusagen – „El Fantadu.
Ich erinnere mich noch wie heute an den „Wahrsager“ mit dem interessanten Hut (den hatte er wohl bereits in den Sechzigern für die Harry Potter-Filme vorausgesagt) in seiner mit vielen magischen und bunten Artikeln gespickten Bretterbude.
Er war eigentlich die erste Attraktion, die einem auffiel, wenn man früher am Kaufhof vorbei war und die ersten Kirmes-Lämpchen erblickte.
Man setzte sich vor ihm hin und bat ihn, einen Blick in die Zukunft zu werfen und das Schicksal wahrzusagen.
Er schaute einen dann an, bis man seinem Blick ausweichen musste – entweder aus Angst oder weil man sonst in Lachen ausgeplatzt wäre – und dann sagte er voraus, dass alles gut wird. Super! Genau das wollte man wissen um beruhigt zu sein.(grins)
Wenn man mehr erfahren wollte, zum Beispiel, wie es beruflich oder in der Liebe weitergeht, dann war seine Antwort stets genau die gleiche: „Alles wird gut“.
Zu guter Letzt drückte er den neugierigen Kunden einige kopierte Seiten in die Hand, wo etwas von den Tierkreiszeichen vermerkt war, schrieb auf ein darin mittig geheftetes Blatt die „persönlichen“ Lottozahlen auf und verabschiedete sich mit der Forderung nach 10.- DM, weil der Nächste bereits nervös von einem Fuß auf den anderen tretend hinter einem wartete. Eine Vorhersage konnte man dem Meister, ohne Hellseher zu sein, selbst wohl bescheinigen: Er wurde immer reicher.

Wahrsager und Hellseher - die Klassiker der Klever Kirmes

Apropos:  Hellseher:

Zwei Hellseher treffen sich. Sagt der Eine: „Dir geht es gut und wie geht es mir?“

Der nächste Versuch, auch meistens auf Kirmes oder Jahrmärkten, war die Wahrsagerin mit der Kristallkugel.
Sie gab sich nicht, wie El Fantadu, der staunenden Öffentlichkeit zur Beobachtung frei, sondern versteckte sich geheimnisvoll in einer geschlossenen Bude, die mit einem schweren, dunklen Samtvorhang geschützt war.
Man konnte nicht anklopfen, sondern musste sich per Ruf bei ihr anmelden und sie bat einen dann, falls kein anderer Kunde bei ihr weilte, hereinzukommen.
Die Beleuchtung bestand nur aus zwei Kerzen, die den kleinen Raum gerade soweit beleuchteten, dass man die geheimnisvolle Dame schemenhaft hinter einem kleinen runden Tisch wahrnehmen konnte und man musste höllisch aufpassen das man sich, nach ihrer Aufforderung Platz zu nehmen,  nicht neben den bereitgestellten Hocker setzte.
Auf dem Tisch selbst erkannte man dann unschwer das wichtigste Utensil einer solchen mystischen Person – die Kristallkugel.
Nachdem sich die Augen so langsam an die schummerige Dunkelheit gewöhnt hatten, sah man gegenüber genau das, was man auch erwartet hatte:
Eine ältere Frau mit dünnen, grauen Haarsträhnen, die unter einem Piraten-Kopftuch heraus quollen, billige, riesige Ohrringe, ein faltiges Gesicht mit der typischen Hakennase und Glubschaugen, die einen aufgrund der Dunkelheit mit großen schwarzen Pupillen taxierten.
Selbst die schnarrende Stimme war so authentisch, dass man Angst hatte, sie würde einen ein Stück Lebkuchen reichen und fragen: „Hänsel, wo ist Gretel?“
Auch bei ihr durfte man zunächst keine Fragen stellen, sondern musste warten, bis sie sich nach etwa fünfminütigen Blick in ihre Glaskugel, bequemte zu erwähnen, das alles gut würde.
Natürlich vergaß sie nicht, dass es in der Vergangenheit das ein oder andere Problemchen gegeben haben musste, was aber in Ordnung kommt.

Nun – genau das will man ja wissen (warum sitzt man sonst hier?). Ist schon beruhigend, wenn man endlich weiß, das alles klappt in Zukunft.
Diese Frau war um Einiges teurer, als El Fantadu, obwohl das Gleiche dabei raus kam. Aber bei ihr musste man wohl das Outfit und das etwas magischere Interieur mitfinanzieren.

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